Journaling, aber nachhaltig. Zukunftssicher Tagebuch führen.

kkthxhi!

tldr:

Worum geht es eigentlich in diesem Beitrag?
Fehler und wie man sie vermeidet
Wieso Apps nicht meine erste Wahl sind
Ein paar zukunftssichere Alternativen
oft unterschätzt: die E-Mail?
meine favorisierte Lösung?

Worum geht es eigentlich?

Tagebuch führen, Journal schreiben - ist doch alles ganz einfach. Drauf losschreiben und gut ist._ Oder? Dieser oder ähnliche Gedanken mag der ein oder andere haben. Für mich passt das absolut. Ich schreibe (und sammel) mittlerweile viele Jahre digital Daten, was man als Tagebuch oder Journal werten kann und habe im Laufe der Jahre im digitalen Bereich viele Erfahrungen sammeln können, die ich gerne in diesem Beitrag mit Euch teile. Schreiben ist einfach. Aber Daten auf die Weise so zu sammeln, dass sie auch in 15 Jahre oder länger noch nutzbar und zeitgemäß verwertbar sind, ist schwierig oder langwierig, wenn man sich einmal für eine suboptimale Lösung entschieden hat. Ich stelle in diesem Beitrag verschiedene Optionen vor und berichte über Vor- und Nachteile, die man meines Erachtens nach beachten sollte.

Ich zeige verschiedene Möglichkeiten auf , welche heute_ die Voraussetzungen schaffen, in der Zukunft sein Tagebuch ohne Einschränkungen und flexibel nutzen zu können und werde Beispiele anführen, warum dies keinesfalls bei allen - heute am Markt befindlichen Lösungen der Fall sein muss.

Die Lösungen können natürlich kombiniert werden und jemand der ausschliesslich Videos sammelt hat ganz andere Aufgabenstellungen als jemand, der nur schreibt oder jmd. der hauptsächlich Fotos knipst. Ich für meinen Teil stelle *meine* Lösung vor. ich verwende dabei hauptsächlich Fotos und Text, selten Videos. Grundsätze lassen sich aber auf jedes Format übertragen.

Fehler, die man leicht vermeiden kann und Punkte, die man vorher beachten sollte

Im folgenden liefere ich zunächst ein paar Stichpunkte zu denen ich unter Alternativen weiter darauf eingehen möchte.

  • Verwende nach Möglichkeit offene und nicht properitäte Formate, andernfalls besteht die Gefahr sich digital irgendwann auszusperren!
  • Dein Tagebuch/ Journal sollte plattformunabhängig laufen
  • ein Webserver? möglich - manchmal aber kompliziert.
  • von vielen Apps ist abzuraten, mehr dazu unten
  • Abo Kosten wären für mich ein No-go
  • Clouds gibt es nicht, es sind Computer anderer Menschen
  • manchmal ist weniger mehr. Achte bei der Gestaltung auf zeitloses und puristisches Design: text, markdown und fotos sind meistens völlig ausreichend
  • backup backup backup
  • vermeide Komprimierungen von Bildern und Videos, inbesondere spare nicht an der Auflösung von Bildern
  • Nicht alle Daten muss - aber kann man sie vor unberechtigten Zugriff schützen: Stichwort: Verschlüsselung

Alternativen vorgestellt

1. Wieso ich von vielen Apps abraten möchten
Journaling Apps sind Hip und sie machen das Tagebuch schreiben einfach. Das ist wirklich ein Fakt. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, ich nutze sie nicht. Aber sie stellen für mich keine einzige Lösung dar, sondern ergänzen meinen Workflow nur. Grundsätzlich gibt es folgende Punkte, die ich bei der Wahl einer App berücksichtigen muss.

Apps sollten auf **unterschiedlichen Plattformen** laufen. Apps, die nicht multiplattform ausgelegt sind, binden dich an ein vorgefertigtes System und erschweren dir den Umstieg auf andere Systeme . Aus meiner Sicht möchte ich nicht eingeschränkt werden, ob ich heute Apple oder Windows nutze. Viele Apps sehen z.B. Linux nicht vor, es gibt sie nicht für Android sondern nur für IOS und es gibt keine Pendant auf einer anderen Plattform. Dies mag kurzfristig egal sein. Langfristig solltest du dir aber die Option auch ein anderes Betriebsystem zu nutzen, nicht nehmen lassen.

Dabei ist wichtig, dass du die Datenhoheit behälst. [DayOne] ist z.B. ein App was wirklich fancy und gelungen daher kommt. Allerdings verliert man auch komplett die Hoheit über seine Daten: Das App ist derzeit nur für Android, IOS und MacOS verfügbar. Windows- und Linuxnutzer schauen aus der Wäsche. Die Daten werden auf einem ausländischen Server gespeichert, die Möglichkeit die Daten **local zu hosten** besteht nicht mehr. Was passiert mit deinen Daten, wenn die betreibende Firma mal insolvent geht oder die Entwicklung der App einstellt? Ich kann es verstehen, dass manche Leute sagen, *das stört mich nicht, das App ist einfach super und bequem, ich nutze es weiter*. Bewusst sollte man sich jedoch sein, dass man letztlich die Freiheit über seine Daten aufgibt und man sich der Preispolitik des Anbieters voll unterwirft. Gut ist wenigstens, dass man hier eine Export Funktion zu html und pdf und die Erstellung eines Fotobuches hat. Meine Empfehlung ergäben hier 2,5 von 5 Sternen.

Besser als DayOne finde ich persönlich [Diarium]. Der Vorteil von diesem App liegt auf der Hand: Keine Abokosten und das Tagebuch kann auf unterschiedlichen Cloudanbietern oder Lokal gehostet werden, Ausserdem unterstützt es auch Export Möglichkeiten, z.B. in Word. Leider gibt es auch hier keine Möglichkeit das App unter Linux zu nutzen und man hat insbesondere im Video und Fotobereich einige Einschränkungen hinzunehmen. Bilder werden aus Performance- Gründen komprimiert und Videos müssen gar < 30 MB sein. Weiterhin ist das App keine FLOSS Software, was verhindert, dass man wirklich kontrollieren kann, was unter der Oberfläche mit deinen Daten passiert. Übrigens: Mit Diarium kannst du auch ein bestehendes DayOne Tagebuch importieren!
Ich würde insgesamt dem App - wenn es denn eine App-Lösung sein soll: 3,5 von 5 Sternen geben
Gemeinsam haben die Apps - dass wir eigentlich gar nicht wissen: Was passiert in 15 Jahren? Wird das App dann weiterentwickelt, für welche Plattform? Wird es dann immer noch genauso angenehm und fancy sein?

2. Gesucht: eine zukunftssichere Lösung


Es gibt hier mehrere Lösungsansätze, die aber alle in Richtung gehen: "weniger ist mehr".

Ich setze grundsätzlich auf ein Dateiformat, dass keine bestimmte Softwarelösung voraussetzt oder so dominant ist, dass ich mir sicher sein kann, dass ich die Daten auch in 20 Jahre noch lesen kann.
Für Texte bietet sich **txt oder markdown und html** an.
Textdateien kann man mit wirklich allem und überall öffnen. Markdown ist lediglich eine Variante die begrenzte Formatierungsmöglichkeiten anbietet und html hat den Vorteil, dass man in html alles wirklich hübsch darstellen kann und es der Inbegriff von Portablität darstellt. Html setzt Grundkenntnisse in html voraus. Man benötigt zwar nicht unbedingt einen Webserver - aber es ist sicher komfortabler (und mehr Arbeit) und kann natürlich auch lokal gehostet werden. Von Blogging CMS wie Wordpress würde ich in diesem Zusammenhang wieder absehen wollen, da die meisten CMS mit Datenbanken arbeiten, was wiederrum zu Inkompatiblitäten führen könnte. Es geht natürlich auch ohne Datenbank. Empfehlen kann ich in diesem Zusammenhang [Dokuwiki]([dokuwiki [DokuWiki]](https://www.dokuwiki.org/dokuwiki)) und das wirklich ultra light [CMS Pico](https://picocms.org/) . Letztes hat den Vorteil, dass Pico wiederum auf Markdown Dateien setzt. Wenn man also irgendwann Pico aus irgendwelchen Gründen nicht mehr nutzen will, stehen die markdown Dateien nach wie vor zur Verfügung und ich kann sie einzeln nutzen oder in andere Projekte einbinden.
Dazu kommt, dass man für markdown nur eine Hand von Syntaxbefehlen beherrschen muss und es auf allen Plattformen ein gutes Angebot von Editoren gibt. Wer gern das vorhande nutzen will, nutzt vim. Wer es etwas komfortabler liebt, dem empfehle ich MarkText

marktext

Organisieren würd ich die Daten in einer klassischen Ordnerstruktur. Auf diese Weise hat sich bei mir in den letzten Jahren bereits mehr als 200GB Daten mit über 39.000 und mehr als 800 Unterordnern angesammelt. Diese Daten sind nach Jahren und Events sortiert und können alles: von Foto bis zu Video und Text enthalten.
Wer es nicht ganz so puristisch liebt, mag vielleicht Word nehmen. Ich mag Word überhaupt nicht, muss aber auch anerkennen, dass es besser geworden ist. Als Alternative würde ich hier mal das odf Format mit [Libreoffice] in den Raum werfen wollen. Wer es richtig machen will, darf dann gerne die Dokumente in PDF setzen. Ich würde übrigens kein fortlaufendes Dokument anlegen, sondern lieber pro Eintrag ein Dokument. Das mag jeder anders handhaben.

inwortundbild
Der Vollständigkeitshalber möchte ich noch auf Programme wie [Rednotebook] verweisen. Rednotebook verwendet intern markdown, legt die Daten also auch als text Dateien ab. Allerdings müsste hier das Format der einzelnen Dateien angepasst werden oder man exportiert das Tagebuch. Insgesamt ist es aber ein gutes und ausgereiftes Programm mit netten Features, welches ich guten Gewissens empfehlen möchte.

**Auch eine Alternative: die gute alte E-Mail**

Mag der ein oder andere vielleicht gar nicht dran denken. Aber sehr einfach zu verwalten und organisieren sind auch normale E-Mailadresse oder imap Ordner. Fotos und Text kann man wunderbar sich selbst als Mail schreiben. Genauso wie Text Dateien kann man Mails via Plugin sehr einfach und sehr sicher [verschlüsseln]. Der Nachteil an der E-Mail ist, dass man Text nachträglich kaum editieren kann und das Videos in der Regel nur extern verlinkt werden sollten.
Lesen kann man sie dann in seinem favorisierten Mailreader von Mutt bis Thunderbird ist da alles dabei! Für diese Lösung muss man quasi nichts einrichten und sie ist auf so ziemlich jeder Plattform sofort verfügbar. Mich wundert fast, dass das kaum jemand macht!

journal_mail

Fazit: meine favorisierte Lösung

Ich selbst mache eine Mischung. Ich organisiere meine Einträge als einzelne Dateien Fotos und Texte getrennt. Ich habe in meinem internen Netzwerk eine samba Freigabe eröffnet, die mir den Zugriff aller Geräte (von Linux über MacOS bishin übers VPN von außen) auf die Daten garantiert. Wenn ich Lust habe einen Beitrag optisch besonders aufzumotzen, setze ich ihn mit Scribus oder dem Affinity Publisher als PDF. Denkbar wäre natürlich auch eine Html Datei. Zusätzlich nutze ich für die Familie das App Diarium. So kann ich mal schnell einen Beitrag mit dem Handy anfertigen. Später sichere / exportier ich die Daten allerdings und füge sie in meine Dateiorganisation ein (Sicher ist sicher) Happy

Meine Empfehlung für Nutzer, die hauptsächlich Texte schreiben und Fotos mit integrieren: Entscheidet Euch für markdown Formatierung. Als sehr nützlicher Editor, der sowohl das Verfassen im Quelltext, als auch einen WYSIWYG Oberfläche anbietet, ist Mark Text. Ich schreibe mein Tagebuch wirklich sehr gern mit ihm.

mark

Der Screenshot zeigt Mark Text im WYSIWG Modus auf MacOS. Dies ist meines Erachtens nach die ideale Lösung für alle, die ihr Journal gerne am Rechner verfassen.
Nutzern, die einfach, schnell und ultimativ portabel ein zukunftssicheres Journal möchten, empfehle ich die E-Mail Lösung. Man kann sich dafür eine eigene Adresse einrichten oder einen vorhandenen Account mit Unterordner wählen.
Für Leute, die auf ein App nicht verzichten können oder wollen und die schnell etwas am Handy erledigen ist Diarium eine gute Sache.
Ich hoffe, ich konnte Euch einen guten Überblick über Vor- und Nachteilen verschaffen und es würde mich interessieren, ob Ihr was mitnehmen konntet bzw. wie führt Ihr Euer digitales Tagebuch? Lasst es mich wissen!
kkthxbye.

blog comments powered by Disqus
Blog Archives

Ich verwenden Cookies und andere Technologien um das Erlebnis auf diesem Blog zu verbessern. Informationen wie mit Deinen Daten umgegangen wird kannst du in der Datenschutzerklärung nachlesen. Wenn du fortfährst willigst Du der Verwendung von Cookies zu.

kkthxbye

kkthxHi!! Willkommen auf dem Blog! Freue mich über Kommentare!